* Gerade in der MEM-geprägten Ostschweiz sorgen die Auswirkungen der US-Zölle für grosse Unsicherheit. * «Business Class Ost» hat beim Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG in St.Gallen nachgefragt, was sie exportorientierten KMU raten. * Im Artikel zählt Till Ferst, Leiter der Steuer- und Rechtsabteilung in St.Gallen, kurz- und langfristige Möglichkeiten auf.
Ostschweizer KMU sind oft stark exportorientiert und in Branchen wie Maschinenbau, Textilien und Präzisionsinstrumente tätig, die von den neuen US-Zöllen direkt betroffen sind. Sie können die Wettbewerbsfähigkeit der Ostschweizer KMU auf dem US-Markt beeinträchtigen, da ihre Produkte teurer werden und sie möglicherweise Marktanteile an lokale Anbieter oder Anbieter von Ländern mit geringeren Zöllen (zum Beispiel denen der EU) verlieren.
Unterschiedliche Betroffenheiten
Die Betroffenheit variiert je nach Branche und individueller Unternehmensstruktur. Einige KMU könnten durch höhere Kosten betroffen sein, wenn sie Komponenten verbauen, auf denen Retorsionszölle erhoben wurden. Direkt betroffen sind KMU, deren Produkte direkt oder indirekt in den USA vertrieben werden. In diesen Fällen muss sich zeigen, wie stark sich die Nachfrage abschwächt und wer die höheren Zölle bezahlt: die KMU aus ihrer Marge oder die Kunden über den Endpreis.
Warenflüsse analysieren und Auswirkungen modellieren
Auch wenn Massnahmen wie Zölle kurzfristig angekündigt und später verschoben oder zurückgenommen werden können, ist es ratsam, ein klares Verständnis der eigenen US-bezogenen Warenflüsse zu entwickeln und steuerliche sowie zollrechtliche Auswirkungen zu modellieren. Auf dieser Basis lassen sich mögliche Optionen zur Umstrukturierung der Lieferketten, der Verrechnungspreis- und IP-Modelle erarbeiten.
Lieferketten und Verrechnungspreise anpassen
Um ihre Exponierung gegenüber US-Zöllen zu verringern, könnten Ostschweizer KMU ihre Lieferketten und Verrechnungspreis-Modelle neu ausrichten. Damit lassen sich Zölle entweder umgehen, zum Beispiel durch eine Verlagerung der Produktion in die USA, oder reduzieren, indem Teile der Produktion in andere Länder verlegt werden. Auch die Erschliessung alternativer Märkte kann zur Abfederung der aktuellen Handelshemmnisse beitragen.
Zukunftsstrategien entwickeln
Generell sollten die aktuellen Marktstrategien und Geschäftsmodelle überdacht und gegebenenfalls angepasst werden. Dies könnte auch bedeuten, in neue Technologien zu investieren und die Produktivität zu steigern. Zudem kann die optimale Nutzung von steuerlichen Entlastungen die Kosten weiter senken. Nicht zuletzt ist es wichtig, dass sich die Ostschweizer KMU über die neuesten Entwicklungen im internationalen Handel informieren und eng mit ihren Branchenverbänden und den Behörden zusammenarbeiten, um Unterstützung und Beratung zu erhalten.
Till Ferst, Leiter der Steuer- und Rechtsabteilung von KPMG St.Gallen
Kurzfristig sollten Unternehmen ihre Lieferketten analysieren, Vertragsbedingungen prüfen und mögliche Massnahmen zur Reduktion zusätzlicher Zölle identifizieren.
Mittelfristig stehen Umstrukturierungen der Lieferketten, steuerliche Auswirkungen, Vertragsanpassungen sowie Technologie- und Einsparpotenziale im Fokus.
Langfristig gilt es, die strategischen Geschäftsfelder und traditionelle Liefermodelle zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen.
Weitere Informationen unter KPMG: Indirekte Steuern
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* Der geplante Stellenabbau und der Wegfall des Holdingsitzes der Helvetia Versicherung macht Sorgen. * Befürchtet werden steuerliche Mindereinnahmen für die Stadt und den Kanton St.Gallen, doch das trifft nicht zu. * Andere Faktoren sind für die Ostschweiz und das Management grösser.
* Die beiden Versicherer Baloise und Helvetia verschmelzen zur «Helvetia Baloise». * Neuer einziger Hauptsitz wird Basel, St.Gallen bleibt ein wichtiger Standort. * Gegenüber «Business Class Ost» erklärte der Helvetia-CEO Fabian Rupprecht, es werde auch in St.Gallen zum Abbau unter den 1000 Stellen kommen, aber über Jahre verteilt und sozialverträglich.